Am 16. April 2018 waren wir im Abgeordnetenhaus bei einer Anhörung zum Thema "Lage und Perspektiven des ehrenamtlichen Engagements von Jugendlichen in Berlin". Hier konnten wir insbesondere unsere sieben Forderungen für mehr Zeit und Anerkennung für junge Ehrenamtliche in Berlin nochmals deutlich machen. Eingeladen hatte der Ausschuss für Bürgerschaftliches Engagement und Partizipation.
Die Gleichstellung der Jugendleiter_innen-Card Juleica und der Ehrenamtskarte in Berlin sei "bereits auf einem guten Weg", erklärte Staatssekretärin Sawsan Chebli. Ohnehin plane der Berliner Senat, die Ehrenamtskarte attraktiver zu gestalten, die Gleichstellung von Juleica und Ehrenamtskarte sei hierbei ein wichtiger Punkt. Dass junge Ehrenamtliche auch Zugang zu vergünstigtem ÖPNV, verbindliche Freistellung für Ehrenamt von Schule, Hochschule, Ausbildung und Beruf brauchen, dass Studierende einen Ferienschutz und Credits für ihr Engagement erhalten sollten und Schüler_innen die 35-Stunden-Schulwoche brauchen haben nicht nur wir, sondern auch Rachel von der Sozialistischen Jugend - Die Falken Berlin und Marcel von der DGB-Jugend Berlin Brandenburg in der Anhörung eindrücklich betont. Dafür muss die Politik auch gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen und die Anerkennungskultur stärken. In unseren Antworten auf die Fragen des Ausschusses ist sicherlich deutlich geworden, an welchen Stellen die Politik junge Ehrenamtliche in Berlin besser fördern kann und wie wichtig ihre Arbeit ist, die sie in Jugendverbänden und anderen Initiativen täglich leisten.
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Berlin einziges Bundesland ohne verbindliche Freistellung für Ehrenamt in der Jugendarbeit17/1/2018 Berlin ist das einzige Bundesland, in dem es noch immer keine verbindliche Freistellung für ehrenamtliches Engagement in der Jugendarbeit gibt. Das führt dazu, dass viele Ehrenamtliche sich als Bittsteller an ihren Arbeitgeber wenden müssen, sich für ihr Engagement rechtfertigen müssen oder statt dem Einsatz für die Gesellschaft arbeiten gehen müssen, wenn sie keinen Sonderurlaub genehmigt bekommen.
Es ist höchste Zeit, daran etwas zu ändern. Und dafür müsste im entsprechenden Gesetz nur ein einziges Wort geändert werden. Denn Schuld an dem Problem ist die Freistellungsregelung im Gesetz zur Ausführung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes. Dort heißt es in Paragraf 10: „Personen, die ehrenamtlich in (…) der Jugendarbeit tätig sind (…), soll von ihrem Arbeitgeber ein Sonderurlaub für leitende und helfende Tätigkeiten (…) gewährt werden.“ Wir wollen, dass aus dem "soll" ein "muss" wird. Berlin steht mit seiner Regelung für Sonderurlaub für ehrenamtliches Engagement in der Jugendarbeit bundesweit alleine da. Andere Bundesländer sind schon weiter: häufig erstattet das Land dem Arbeitgeber sogar Verdienstausfälle. Das wollen wir auch in Berlin: Wenn Engagierte freigestellt werden, muss dem oder der Arbeitnehmer_in der Verdienstausfall, oder bei bezahlter Freistellung dem Arbeitgeber der Aufwand aus Landesmitteln erstattet werden. Offenbar gilt es in den meisten Bundesländern als besonders wichtig und förderungswürdig, Arbeitnehmer_innen zur Mitwirkung in der Jugendarbeit freizustellen – nicht jedoch in Berlin. Mit stolzen 130 Gefällt-mir-Angaben hat der Jugendverband KOMCIWAN Berlin beim Instagram-Wettbewerb „Ein Raum voll Ehrenamt“ abgeräumt – und damit eine Gruppenfahrt in den Freizeitpark BELANTIS nächstes Jahr gewonnen! Den Preis nahm KOMCIWAN direkt beim Politischen Abend von Sawsan Chebli, Staatssekretärin für bürgerschaftliches Engagement, in Empfang.
Chebli lobte in ihrer Ansprache zuvor das ehrenamtliche Engagement aller Jugendverbände und bedankte sich dafür, dass sich die jungen Menschen Tag für Tag ehrenamtlich in der Stadt engagieren. Dieses vielfältige Engagement müsse aber auch sichtbarer werden. Sichtbar wurde das Engagement an diesem Abend vor allem in der Fotoausstellung zum Instagram-Wettbewerb: Jugendgruppen, Verbände oder Berzirksgruppen konnten Bilder auf Instagram mit dem Hashtag #1RaumvollEA teilen. Neben den online gesammelten Likes vergaben die Besucher_innen beim Politischen Abend Stimmen für ihren Favoriten. Außerdem hatte die Staatssekretärin noch ein Versprechen mitgebracht: „Die Gleichstellung von Ehrenamtskarte und Juleica wird kommen!“ sagte Chebli und bezog sich damit auf eine Forderung der Landesjugendring-Kampagne. Dies wäre in der Tat eine schöne Anerkennung für ehrenamtliche Jugendleiter_innen, die sich überdurchschnittlich in der Stadt engagieren. Welchen Hürden stehen junge Ehrenamtliche in Berlin gegenüber und welche Lösungen kann es dafür geben? Darum ging es bei der Podiums-Diskussion beim Politischen Abend des Landesjugendring Berlin am Tag des Ehrenamts. Am Ende des Gesprächs mit Vertreter_innen aus Jugendverbänden hatten die politischen Akteuer_innen ein konkretes Angebot. „Ehrenamtliche sind gefragt“, so Marcel Hoyer, Vorsitzender des Landesjugendring Berlin in seiner Begrüßung. „Wer einmal ehrenamtlich im Jugendverband aktiv gewesen ist, wird schnell weiter eingebunden, auch in anderen Zusammenhängen.“ Doch junge Engagierte stehen auch einigen Hürden gegenüber – daher haben die 33 Jugendverbände im Landesjugendring sieben Forderungen gesammelt, die ehrenamtliches Engagement junger Menschen in Berlin erleichtern und sie in eine Kampagne gepackt. Um diese Forderungen ging es bei der Diskussion mit Abgeordneten. Lehrpläne entschlacken und Ganztagsschule diskutieren Sowohl die Politiker_innen als auch die Vertreter_innen aus den Jugendverbänden auf dem Podium sind seit vielen Jahren ehrenamtlich engagiert. Dass es zunehmend schwieriger wird, Jugendliche zu erreichen, die genug Zeit für Ehrenamt aufbringen können, betonte Isabell Wollenweber, Diözesanvorsitzende beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Berlin: „Neben Schule, Hobbies, Lernen und Hausaufgaben bleibt kaum Zeit sich im Verband zu engagieren – gerade Schüler_innen brauchen Freiräume, zum Beispiel durch eine 35-Stunden-Schulwoche.“ Unterstützung bekam Wollenweber von Marianne Burkert-Eulitz (Bündnis 90/Die GRÜNEN): „Das Modell Ganztagsschule ermöglicht derzeit nicht genug Möglichkeiten sich zu engagieren, darüber müssen wir diskutieren.“ Christoph Brzezinski, Landesvorsitzender der Jungen Union Berlin ging sogar so weit, die Ganztagsschule generell in Frage zu stellen: Schließlich sei die Qualität der Schulabschlüsse dadurch auch nicht besser geworden. Hendrikje Klein (Die LINKE) ergänzte, dass Lehrpläne entschlackt werden müssten, um Ehrenamt zu ermöglichen. Bei dieser Position sei aber auch mit erheblichem Gegenwind zu rechnen. Ehrenamt = Praktikum und Credits an Berliner Hochschulen Eine andere Problematik, der Jugendverbände in Berlin gegenüber stehen, ist die Freistellung für Ehrenamt von Arbeit oder der Hochschule. Berlin ist weiterhin das einzige Bundesland, in dem es keine verbindliche Freistellungsregelung für Ehrenamt in der Jugendarbeit gibt. Isabell Wollenweber hat daher sogar ihre Vollzeitstelle reduziert, um mehr Zeit für ihr Ehrenamt zu haben. Dominik Ehlert und Stella Mederake von der BUNDjugend Berlin sprachen sich außerdem für mehr Anerkennung an Berliner Hochschulen aus: „Das Ehrenamt sollte man sich an der Uni als Praktikum oder mit Credits anrechnen lassen können.“ Auch an Hochschulen spiele der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle, so Ehlert: „Wenn man tolle Ideen umsetzen möchte, findet sich zu oft keine Zeit, an der alle Beteiligten können.“ Gerade in den Schulsommerferien braucht es daher einen Ferienschutz für Studierende. „Wenn ich jede Woche Hausaufgaben für die kommende Woche bekomme, aber eine Woche lang als Teamer auf eine Freizeit fahre, bleibt die Hausarbeit eben liegen.“ In Zeiten von straffen Studienordnungen und Anwesenheitspflicht eine zusätzliche Hürde für ehrenamtliches Engagement. „Die Forderungen gemeinsam mit den Ausschüssen voranbringen“ Welche Lösungen lassen sich schließlich finden, um junges Engagement gemeinsam mit der Politik zu erleichtern? Hendrikje Klein setzt dabei bei der Engagementstrategie an, die derzeit erarbeitet wird. Die Anregungen des Landesjugendring müssten den Weg in den Ausschuss für bürgerschaftliches Engagement und Partizipation finden. Um weitere Hürden abzubauen, die an Schule, Hochschule, Arbeit, im ÖPNV und bei der Anerkennungskultur junges Ehrenamt erschweren, müsse man außerdem weitere Ausschüsse mit dem Landesjugendring Berlin zusammenbringen, so Marianne Burkert-Eulitz. Gemeinsam mit den Ressorts für bürgerschaftliches Engagement, Bildung, Jugend und Familie sowie Wissenschaft und Forschung sollen jetzt Lösungen gefunden werden, um jungen Menschen ehrenamtliches Engagement in der Hauptstadt zu erleichtern. Sie unternehmen Ausflüge mit jungen Geflüchteten, fahren zu Gruppenstunden oder müssen für die Betreuung einer Ferienfreizeit mobil sein. Junge Ehrenamtliche engagieren sich überdurchschnittlich in der Stadt. Dafür sind sie oft viel unterwegs. Einen Vorteil durch ihr Engagement haben die jungen Menschen im Berliner ÖPNV allerdings nicht, weder bei der BVG noch bei der S-Bahn.
Wir finden: Eine ermäßigte Monatskarte für junge Ehrenamtliche würde Engagement fördern und als wirkliche Anerkennung zählen. Die Jugendleiter_innen-Card „Juleica“ müsste zum Beispiel als Lizenz für ein ermäßigtes Ticket gelten. Auch FSJler_innen und Bundesfreiwilligendienstleistende brauchen stärkere Vergünstigungen. Um jeden Tag zu ihrer Einsatzstelle und nach Hause zu kommen, können die Freiwilligen bisher nur das Auszubildenden-Ticket für 57 Euro nutzen. FSJler_innen und Bufdis haben aber weniger Geld zur Verfügung als Auszubildende, sie erhalten lediglich ein monatliches Taschengeld von etwa 300 Euro. Daher brauchen auch Freiwillige einen vergünstigten Tarif, zum Beispiel in Höhe des Berlin-Ticket S. Das kostet derzeit 27,50 Euro. Wie stärkt man ehrenamtliches Engagement junger Menschen? Darüber wollen wir beim Politischen Abend am 5. Dezember 2017, dem internationalen Tag des Ehrenamts, mit Berliner Politiker_innen sprechen. Jugendverbände zeigen, welche wichtige Rolle Ehrenamtliche in ihren Verbänden übernehmen und auf welchen Feldern sie sich mehr Anerkennung und zeitliche Freiräume für starkes Ehrenamt von der Politik wünschen.
Außerdem findet beim Politischen Abend die Ausstellungseröffnung unseres Instagram-Wettbewerbs "Ein Raum voll Ehrenamt"//#1RaumvollEA statt. Die Besucher_innen stimmen für ihre Lieblingsbilder ab. Sawsan Chebli, Staatsekretärin für bürgerschaftliches Engagement, zeichnet dann das Foto mit den meisten Instagram-Herzen und Stimmen der Besucher_innen aus. |
AboutJunge Ehrenamtliche sind in Berlin an zu vielen Stellen ausgebremste Superheld_innen. Mit dem EA-Team setzt sich der Landesjugendring Berlin für bessere Rahmenbedingungen für junges Ehrenamt ein. Archiv
September 2018
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